Montag, 26. Februar 2018
Wie wir zu unserem Trucky kommen
Klick – nichts – Klick – wieder nichts – Klick – Klick – Klick – es bleibt dabei, das erlösende Aufbrummen des Motors will einfach nicht ertönen. Das Batteriesymbol dafür leuchtet zuverlässig rot auf. Blick in den Rückspiegel: Die Schlange hinter uns wird länger und länger. Warum muss unser frisch erworbener Campingwagen auch ausgerechnet zur Hauptverkehrszeit in einer Baustelle auf einem der wenigen Highways Neuseelands den Geist aufgeben? Mach doch mal den Warnblinker an! Will ich ja, aber wo ist der Knopf? Kann es sein, dass in den 80er Jahren noch keine Warnblinker eingebaut wurden? – Das gebrauchte Wohnmobil bleibt am ersten Tag liegen, es ist wirklich wie im Klischee. Wir wissen nicht, ob wir lachen oder weinen sollen…


Autopanne im Berufsverkehr. Stimmung am Tiefpunkt.

4 Tage vorher, Duncan fährt mit uns durch schmucklose Gewerbegebiete von einem Autovermieter zum nächsten. Sie möchten also ein Wohnmobil für knapp drei Monate für zwei Erwachsene und ein Baby? Klar haben wir sowas, wann solls denn losgehen? Wie bitte, ab sofort?? Die Angestellten des Autovermieters können ihr Lachen kaum verbergen. Also bis April sind wir ausgebucht…aber versuchen Sie es doch mal nebenan. Tja, von nebenan kommen wir gerade. Die Motivation ist an einem Tiefpunkt angelangt. Alle größeren Anbieter haben wir nun abgegrast. Ein Wohnmobil zu mieten scheint damit keine Option mehr zu sein. Vermutlich hätten wir vor 3 Monaten eines vorbuchen müssen, aber da wussten wir ja noch nicht mal, dass wir wirklich nach Neuseeland reisen.
Bleibt also nur der Kauf eines gebrauchten Campingwagens. Dank Internet haben wir auch relativ schnell einige Angebote ausgemacht. Am nächsten Tag dann der erste Anruf – Could we have a look at the van? Yeah sure, just tell me your address! 3 Stunden später zuckelt der erste umgebaute Minibus in unserer Einfahrt. Ob in Neuseeland alles so einfach geht? Die Besitzer – ein junges Paar aus Kanada, die schon seit Jahren um die Welt reisen und sich mit Kirschenpflücken über Wasser halten – sind sehr nett und mehr als zufrieden mit ihrem Auto. Aber darin unterwegs mit Freddy? Das Bett ist schließlich nichts Anderes als ein Holzbrett mit etwas Schaumstoff darauf und die einzige Herdplatte lässt sich nur bei geöffnetem Kofferraum bedienen. Hinzu kommen die rostigen Stellen, abgebrochenen Türgriffe usw. die man bei einem 30 Jahre alten Auto erwarten kann. Relativ schnell ist klar, dass wir als Familie mit Baby etwas anderen brauchen. Also weitersuchen: Das nächste besichtigte Modell gehört einem Paar aus Tschechien und hat zwar eine Miniküche im Inneren, dafür aber nur ein 1,20m Bett für uns drei. Am Folgetag dann eine vielversprechendere Besichtigung, diesmal zwei Jungs aus Israel. Der Van hat ein großes Bett, eine kleine Küche im Innenraum und als Bonus eine akustische Gitarre gratis dazu. Wir sind drauf uns dran, den Minibus zu kaufen, da meldet sich Florence, eine Französin, die wir zwei Tage zuvor kontaktiert haben. Ihr Wohnmobil sei noch in der Werkstatt, aber nun zu besichtigen. Ein Blick und eine Testfahrt genügen, um uns zu überzeugen – das wird unsere neue Heimat für 3 Monate. Von außen ein großer rostiger Klotz aus den 80ern, aber von innen: Panoramablick nach 3 Seiten, liebevoll von einem Bastler eingerichtet mit Kochecke und Kühlschrank und vor allem: viel Platz für Frederik zum krabbeln und hochziehen.


Trucky mit seinen alten und seinen neuen Besitzern

Es folgt ein Abendessen mit den französischen Vorbesitzern und die Schlüsselübergabe, ein Tag Babygerechtes Umbauen, ein Tag putzen und schließlich voll gespannter Vorfreude: Die erste Fahrt in die Stadt.
Und nun stehen wir also hier mitten auf der Straße mit defekter Zündung und ungläubigem Entsetzen. Immerhin haben uns inzwischen zwei engagierte Männer geholfen, den Wagen an den Straßenrand zu schieben. Trotzdem, das Auto will und will nicht anspringen. Klick – Klick – Klick. Schließlich dann der rettende Einfall – haben wir uns nicht gestern erst beim Pannendienst registrieren lassen? Übers Internet ist die Nummer schnell gefunden, und die Helfer machen sich tatsächlich zu uns auf den Weg. Wir nutzen die Zeit, um Frederik zu füttern, mit Panoramablick auf die Autobahn. Schließlich ist der Mann da und will sich das Problem selbst ansehen. Klick – Bruuummm. Das darf doch nicht wahr sein! Der Motor funktioniert! Die heilende Aura des KFZ-Fachmanns? Alright guys, have a nice day. Da ist er wieder weg. Und wir sind unterwegs, mit unserem sonor tönenden, riesig großen, uralten und liebenswürdigen Truck. On the road again – Neuseeland wir kommen!
P.S. Seitdem ist der Motor noch einige Male nicht angesprungen – was er nun dank eines neuen Relais aber wieder zuverlässig tut

... comment